Mittwoch, 18. April 2012

Das Leben ist ein Spiel

Der eine oder andere mag es schon kennen. Man begibt sich an einen neuen Ort,  zückt sein Smartphone und checkt ein. Nicht nur um zu sehen, wer schon hier ist, oder Tipps zur aktuellen Umgebung zu erhalten, sondern auch, weil man vom System für check-ins immer wieder belohnt wird. Die Rede ist von Foursquare, einem der vielen location-based services, die in letzter Zeit einen wahren Boom erlebt haben.

Neben dem offensichtlichen Komfort, den solche Anwendungen bieten, beziehen sie ihren Erfolg auch davon, dass man spielerische Erfolge erreichen kann. Die Rede ist dabei von Badges oder Orden, die Foursquare für bestimmte Errungenschaften verteilt. Jeder darf seine Badges dann in seinem eigenen Profil zur Schau stellen. Obwohl man es nicht gerne zugibt, bezieht man seine Motivation, immer wieder seinen Standort seinen Freunden preis zu geben, unter anderem durch die Jagd auf neue Badges.

Diese Anreicherung von Applikationen durch spielerische Elemente wird Gamification genannt, und kann nicht nur für frei verfügbare Apps für Smartphones genutzt werden. Jeder Mensch besitzt das tiefe Verlangen nach Anerkennung und strebt intuitiv danach. Genauso intuitiv kann gute Gamification dieses Verlangen bedienen und so Mitarbeiter zu mehr Effizienz führen und sie für die richtigen Dinge interessieren.

In dem erfolgreichen Buch Switch wird der Mensch plakativ in den rationellen Teil, oder den Kopf, der als Mensch oder Dompteur dargestellt wird, und in die sich darunter befindende Gefühlswelt, dargestellt durch einen Elefanten, aufgeteilt. Traditionelle Anwendungen in Unternehmen haben bislang primär den Dompteur, oder den rationalen Teil angesprochen. Dieser zeichnet sich durch bestechende Logik aus - und leider auch dadurch, dass seine Kraft oder das Durchhaltevermögen stark begrenzt ist. Oft hielt sich die Akzeptanz neuer Anwendungen und Software in Unternehmen stark in Grenzen. Der Elefant hingegen besitzt eine unglaubliche Kraft, wird durch logische Argumente aber wenig begeistert. Gamification in Unternehmenssoftware bedeutet, notwendige Arbeitsschritte und Anwendungen dem Elefanten durch spielerisches Aufpeppen schmackhaft zu machen. Gelingt dies, entfesselt man eine ungeheure Kraft, mit der man nachhaltig Erfolge erzielen kann.

Bedeutet das, dass man für die Benutzung von Systemen wild mit Belohnungen um sich werfen sollte? Natürlich nicht. Wird die reine Intensität der Interaktion belohnt, führt das unweigerlich zur Verschmutzung der Systeme mit Informationen, die an Qualität sehr zu wünschen übrig lassen. Die Leistung des einzelnen muss durch eine weitere Instanz, etwa den eigenen Mitarbeitern oder Vorgesetzten bewertet werden, damit der Ansporn, Qualität zu liefern gegeben ist. Dies kann schon durch recht einfache, bereits etablierte Mechanismen geschehen, beispielsweise durch typische Stern - Bewertungssysteme, Empfehlungsfunktionen oder auch Downloadcounter.

Spinnt man diesen Ansatz weiter, wäre jedoch ein Trophäenraum pro Benutzer, in dem besondere Leistungen verewigt werden, kein abwegiger Ansatz, Mitarbeiter dazu anzuspornen, über sich hinaus zu wachsen. Das wird bestimmt nicht jeden ansprechen, manche mögen es gar lächerlich finden. Aber wenn man bedenkt, dass die aufstrebende Generation in der Arbeitswelt mit solchen Belohnunssystemen in Computerspielen groß geworden ist, sollte man zumindest den einen oder anderen Gedanken daran verschwenden.

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